Ich habe mal gelesen, dass Surfen von allen Sportarten diejenige mit der längsten (langsamsten) Lernkurve ist. Bei Tennis, Skifahren oder Mountainbike, kann man nach ein paar Wochen regelmäßigen Trainings einen elementaren Level erreichen. Man kann z.B. ein Tennisspiel spielen oder einen einigermaßen steilen Berg auf Skiern herunter fahren.
Mit Surfen ist das nicht so einfach,
dann man braucht jedes Mal eine einigermaßen gute Welle, um überhaupt üben zu können. Bei Golf nimmt man sich einen Eimer mit 200 Bällen und übt ununterbrochen, bis man den Schlag raus hat. Auf Skiern rutscht man solange auf dem Anfängerhügel rauf und runter, bis man sich sicher fühlt.
Beim Surfen muss man hoffen, dass die anrollenden Wellen die geeignete Größe und Stärke für das eigene Können haben, dann muss man mit den anderen Surfern um die Wellen wetteifern und dabei feststellen, dass alle erfahrenen Könner die guten Wellen wegschnappen, bevor man überhaupt eine Chance kriegt. Für die Anfänger bleiben wenige Wellen übrig. (Die größte und wichtigste Regel beim Surfen ist: Niemals, NIE, unter gar keinen Umständen jemandem in den Weg fahren, der schon auf der Welle ist. Und schon dreimal nicht als Anfänger!)
Außerdem muss man dann noch die Zeit finden, um überhaupt surfen gehen zu können! Keine Kunst, wenn man ein Kid ohne Verantwortung ist und mit seinen Kumpels täglich stundenlang am Strand hängen kann und an den Wochenenden endlose Surfstunden draussen im Meer verbringt, wochen,- und jahrelang. Ach, was für ein Luxus, diesen schweren Sport als Kind erlernen zu dürfen!!
Aber bei mir war es nicht so… Wenn man Mutter ist, ein Haus zum sauber halten hat, Einkäufe erledigen muss, Mahlzeiten kochen, Wäsche waschen, Kinder zur Schule bringen und abholen, Hausaufgaben betreuen, Klavierstunden und Konzerte geben muss und die Liste noch endlos fortsetzen könnte…dann kann es hart sein, Zeit für sich selber und das Surfen zu finden.
Ich schätze mich jetzt sehr glücklich, dass ich 1-2 Mal pro Woche zum surfen komme, aber mir ist klar, das es endlos dauern wird, bis ich die Wellen richtig elegant und spritzig „reiten“kann.
Manchmal ist es auch schwer, sich zu motivieren, es wird kälter, die Tage werden kürzer (wir sind im Winter!). Auf dem Parkplatz muss man sich frierend in einen Neonprenanzug quetschen, manchmal regnet es… dann ist da die Angst vor zu großen Wellen, vor aggressiven Surfern, vor Haien…. und wenn man noch Anfänger ist, verbringt man 99% der Zeit damit, raus zu paddeln, eine Welle anzupaddeln und abzustürzen. Man steht eigentlich nur 1-2% der gesamten Zeit auf dem Brett. Der Spass auf dem Brett über die Welle zu schießen, dauert nur Sekunden, bevor die Wellen wieder über deinem Kopf zusammenschlagen. Aber diese 2-3 Sekunden machen süchtig und du musst wieder raus paddeln und warten, warten und hoffen, auf die nächste Welle.
Ich habe ein gutes Gefühl, trotz allem. Hatte letzten Freitag meine letzte Surfsession mit meinen Surffreundinnen und gestern habe ich mit den Kindern Abschied genommen von unserem Lieblings-Surfspot „Currumbin Alley“. Ich habe richtig gut surfen können, es war ein wunderbarer Abschluss.
Danke, lieber Gott, dass ich mir diesen Traum hier erfüllen konnte und gelernt habe, die wenigen Sekunden auf dem Brett zu erleben…
Wir gratulieren, daß es Dir gelingt, liebe Eva , später könnt ihr vielleicht am
Gardasee surfen, mit Simi und Hanni.
Viel Spaß noch