Nach 5 Tagen Sydney parkten wir das Auto am Flughafen und stiegen in ein Flugzeug nach Yulara. Das liegt mitten im Outback, und das Outback ist das heiße Wüstenherz Australiens. Es gibt in Yulara eigentlich nur 2 Anlaufstellen: den Flughafen mit Touristenresort (Campingplatz, Hütten, Hotelzimmern, Swimmingpools, Supermarkt, Restaurants, Tankstelle) und es gibt die Nationalparks „Ayers Rock -Uluru“ und „Kata Tjuta“.
Wir hatten eine Holzblockhütte reserviert, doch als wir ankamen, sagte man uns, sie sei aus ungeklärten Gründen storniert worden.
Zu unserem Glück waren aber noch zwei Hotelzimmer frei. Nur ein paar Schritte entfernt, hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Uluru.
Der erste Abend bescherte uns gleich einen Sonnenuntergang, der den Uluru in unbeschreiblicher Farbenpracht erstrahlen ließ. Wir stiegen noch schnell ins Auto und fuhren zum Sunset Lookout (Sonnenuntergang Aussichtspunkt).
Die Stimmung lässt sich schwer in Worte fassen: tiefroter Sand bildet den Untergrund, auf welchem sich in unzähligen Grünschattierungen Gräser, Spinifex, Sträucher, kleine Bäumchen gruppieren und einen verblüffenden Kontrast bilden. Dahinter, unbeschreiblich groß und erhaben liegt der ockerfarben leuchtende Uluru. Wie ein Urzeittier verströmt er Ruhe und Erhabenheit. Der Anblick dieses Berges lässt einen verstummen. Und plötzlich – wie man so staunend und ehrfürchtig verharrt, hört man die Zikaden und Buschvögel leise singen und der Wind dringt säuselnd an das Ohr.
Überirdisch und lebensverändernd.
Das Outback grünte! Wir hatten trockene Wüste erwartet, doch so weit das Auge blicken konnte, sah man nur Grün. Es hatte in den Tagen davor soviel geregnet, wie in den letzten 7 Jahren nicht.
Wir umwanderten den Uluru und bestiegen ihn nicht. Der Stamm der Anunga-Aboriginals, denen das Gebiet in den 80-er Jahren offiziell zurück gegeben wurde, bitten darum, diesen für sie heiligen Berg nicht zu besteigen. Natürlich gibt es Touristen, die es trotzdem tun, aber einige mussten dabei schon ihr Leben lassen und ehrlich gesagt – einfach sah die Besteigung nicht gerade aus!
Der Rundgang ist etwa 9 km lang und unter sengender Sonne und mit Begleitung von Millionen Fliegen, war das eine echte Leistung von den Kindern. Verschiedene Tafeln weisen auf besondere Höhlen oder Stätten der Ureinwohner hin, z.B. auf die „Männerhöhle“ oder die „Küche“, auf Höhlenmalereien oder auf besondere Wasserbecken, in denen sich Regenwasser sammelt und die wie kleine Bergseen aussehen. Das alles im Schatten und am Fuße des Uluru.
Eine kleine Höhle fand ich besonders berührend: in ihr wurden die heranwachsenden Jungen auf ihre 3-monatige Wanderung (Walkabout) vorbereitet und losgeschickt. Jeder Aboriginal-Junge muss, sobald er 14 Jahre alt wird, auf eine Wüstenwanderung gehen, ohne Wasser und ohne Nahrung. Findet er nach 3 Monaten in der Wüste zu seinem Stamm zurück, ist er ein Mann. Die Gefahren im Outback sind vielfältiger Art: außer Hitze, Sonne und klirrend kalten Nächten, lauern Wüstentiere wie Dingos, Schlangen und Spinnen.
Unsere Jungen rissen die Augen weit auf, als sie begriffen, in welcher Situation sich gleichaltrige Eingeborenen-Jungs befinden……zum Teil heute noch, denn es gibt noch umherwandernde Stämme.