Als ich vor 6 Tagen frischgebackenes Brot in ein Küchentuch schlug und im Küchenschrank verstaute, dachte ich nicht im Geringsten an einen Eindringling. Am nächsten Morgen dann sah ich die Bescherung: ein kreisrundes Loch im Küchentuch und ein ausgehöhltes Brot.
Maus! War mein erster Gedanke. Ich dachte dann aber, bei den vielen Geckos, die einem in den Häusern fast über die Füße flitzen….. könnte es vielleicht ein größerer Gecko gewesen sein? Doch dann sah ich die untrüglichen Beweise überall auf der Küchentheke: Köttel. Aber so richtig wie Mäuseköttel sahen sie nicht aus, ich kenne die sehr genau.. :-((
Sie sahen größer aus, viel größer….. Mist, wir haben einen ungebeten Gast im Haus und ich weiß noch nicht mal, was es ist! Am Abend dann rief Simon plötzlich während des Abendessens: „DA! Etwas Schwarzes ist über den Boden gehuscht! Unter das Sofa!“
Hanna sofort unter das Sofa geguckt: „Ja, da! Eine Maus, ich sehe sie. Die hat aber einen dicken Schwanz!!“ Ich schaute unter das Sofa und blickte in das freche Gesicht einer dicken RATTE! „Ach, Kinder, das ist doch nur ein kleines Mäuschen! Keine Sorge, die kriegen wir wieder raus!“ „Was?? Wo???? Eine Maus?? Iiieeh…“ Samuel begann schon einen Veitstanz zu vollführen. „Nein, nein, alles gut, die geht schon wieder….“
Ab da begann die abendliche Routine: staubsaugen, alle Vorräte in den Kühlschrank, alle Ablagen blitzblank poliert…. damit das „Mäuschen“ nichts mehr zu fressen findet. Stets alle Zimmertüren schließen und den Schlitz unten mit Handtüchern zustopfen, denn schließlich wollen wir sie nicht in den Schlafzimmern haben. Solange wir wissen, wo sie ist, können wir uns darauf einstellen.
Routine am nächsten Morgen: keiner geht mehr barfuss, staubsaugen (Köttel überall!!!), Küchenablagen, Tisch, Stühle feucht putzen und sterilisieren.
Mit Nachbarn gesprochen, Fallen und Gift gekauft und hoffen, dass das Vieh so ausgehungert ist, dass es schließlich in die Falle oder ans Gift geht.
Aber das war ein schlaues Exemplar. Nichts half. Jede Nacht wurde ich trotz geschlossener Zimmertüre von lautem Rascheln und Reissen geweckt: es zerfetzte die Bücher im Regal!! Eine schöne Australienkarte: halb aufgefressen! Es biss Löcher in den Teppich!
Wir wussten schließlich nach 4 Tagen, wo das „Mäuschen“ den Tag über schlief: wir hatten das Sofa auf den Kopf umgedreht und die Bescherung gesehen: es hatte ein Loch in die untere Bespannung gefressen, kletterte von unten in das Sofa und schlief tagsüber IM Sofa.
Nachts kam es hervor, trieb sein Unwesen und gegen Morgengrauen verschwand es wieder im Sofa.
In der 5. Nacht hatte ich dann die Erleuchtung: wenn wir das Vieh schon nicht fangen können, dann tragen wir es mitsamt seinem Bett hinaus. Da kann es dann abends bequem in die Natur spazieren und wir sind es los. Als wir das Sofa vor der Dämmerung nach draussen trugen, bemerkte ich allerdings, dass das gesamte Gift unter dem Sofa aufgefressen worden war. Aha, also doch! Endlich, nach 5 Tagen Hungerkur. Wir brachten das Sofa auf die Terrasse und man konnte durch die Bespannung sehen, dass innen drin etwas flitzte und rumorte.
Wir waren glücklich und erleichtert, wie selten.
Doch dann, stellte ich mir die bange Frage: wann genau sollen wir das Sofa wieder herein bringen?? Am nächsten Morgen? Vermutlich zu spät, denn sobald die Sonne aufgeht, schläft das Vieh vermutlich schon wieder im Sofa. Soll ich mir um 03:00 Uhr Nachts den Wecker stellen? Aber ich muss auch die Jungs wecken, denn ich kann das schwere Sofa nicht alleine ins Haus befördern…. und was, wenn das Vieh vergiftet ist und IM Sofa verendet?? Wenn wir das Sofa zu spät heraus gestellt haben? Ich war sehr unsicher, konnte mir aber nichts anmerken lassen, denn die Kinder waren schon sehr panisch. Nur Simon blieb ruhig und ich nahm ihn beiseite und vertraute ihm an, dass es sich um eine Ratte handelte und wir dieses Vieh auf jeden Fall schnellst möglichst loswerden müssten. Er riet dazu, das Sofa am selben Abend wieder herein zu bringen, was wir dann gegen 23:00 Uhr auch taten. Die Bespannung war ruhig, sah so aus, als ob das Vieh draussen geblieben ist.
„Aber wenn es drinnen tot ist, dann stinkt es, dann müssen wir die Bespannung aufschneiden und es raus holen.“ sagte Simon. Toller Job! dachte ich. Wühl mal in einer Kunststofffüllung zwischen Sofafedern nach einer toten Ratte!
Ich legte einen Köder, frisches Brot aus, nur um festzustellen, ob es sich (wieder) im Haus befand, dann betete ich und schlief sehr schlecht. Wenn ich nur wüsste, wo das Vieh war! Ungern würde ich das schöne Sofa unserer Gastgeber von unten aufschneiden und zerwühlen!
Gott aber machte mir ein schönes Geschenk: um 06:00 Uhr stand ich in der Küche, ich schlich mich schon etwas ängstlich an, sah den Köder unberührt und einen Meter daneben eine fette, große Ratte liegen. Ich schnell einen Eimer geholt, über sie gestülpt und eine schwere Wasserflasche darauf gestellt. Nur im Falle, dass sie noch so lebendig ist, dass sie noch spazieren gehen kann.
Dann ging ich joggen, betete am Strand und dankte für den tödlichen Ausgang dieses Rattenausfluges. Hätten wir das Sofa nicht am Abend wieder herein gestellt, hätten wir nicht gewusst, ob das Vieh tot ist oder nicht, denn es wäre vermutlich irgendwo in der Natur verendet. Und hätten wir das Sofa nicht rausgestellt, wäre es, wie jeden Abend gegen 19:00 Uhr hinter den Kühlschrank geflitzt und wäre vermutlich dort verendet. Ich hätte es dort nicht herausholen können. So war es genau richtig gewesen: tot und für uns sichtbar! Die Kinder freuten sich, als sie aufwachten und waren ziemlich geschockt über das Exemplar. „Von wegen: „Mäuschen“!“
Huuah – na, schaut bloß, dass es keine ganze Familie gibt. Wie ist sie denn reingekommen?